image3361Scapa Flow 2000

Irgendwann hatte ich einen Artikel über Scapa Flow gelesen, entweder in der „Tauchen“ oder in der „Unterwasser“. Die dort versenkten Schiffe sind danach ein Eldorado für Taucher, und da mich die Unterwasserwelt des Atlantik schon immer fasziniert hat, musste ich dort auf jeden Fall mal hin.

Es war klar, dass dies keine Sache für normale Sporttaucher ist, und so schlief das Vorhaben wieder ein. Im Dezember 1997 besuchte Anke Otto ihre Mutter Renate in Hamburg und hat mit uns zwei Tauchgänge in Hemmoor gemacht. Anke lebt seit vielen Jahren in England, ist begeisterte Sporttaucherin und kennt etliche Tauchgründe auf der Insel, unter anderem auch Scapa Flow. Wir haben sie natürlich gefragt und damit war Scapa Flow wieder im Gespräch, ich wollte da hin, die Frage war nur wann, eventuell 2001 fahren einige aus der Gruppe mit, eventuell, müssen wir mal überlegen, wer fährt denn noch mit, o.k. 2001 das kriegen wir hin. Nun wurde die Sache doch tatsächlich ernst und ...... wo genau liegt eigentlich Scapa Flow?

Nun, Scapa Flow ist eine von den Orkneyinseln gebildete Bucht, wenn man so will ein riesiger natürlicher Hafen im Norden Schottlands. Hier wurden am 21. Juni 1919 – eine Woche vor dem Friedensschluß von Versailles – 74 Kriegsschiffe der deutschen Hochseeflotte, also fast 710010 Tonnen, von den eigenen Besatzungen versenkt. Hier hat U-Bootkommandant Prien im 2. Weltkrieg die Royal Oak versenkt. Nur bei der Versenkung der Royal Oak hat es Tote gegeben (mal abgesehen von der spontanen Erschießung acht deutscher Seeleute durch Engländer bei der Versenkung der Flotte) und so ist dieses Schiff zum Grab erklärt worden und für Taucher gesperrt. Im Laufe der Jahre nach 1919 haben die Briten viele der deutschen Kriegsschiffe gehoben und ausgeschlachtet, aber es liegen immer noch einige auf Grund und warten auf uns Taucher. Hinzu kommt, dass im 2. Weltkrieg einige der Zugänge zum Flow mit Schiffen blockiert wurden, um die Gewässer zu schützen und kontrollieren zu können. Man hat zu diesem Zweck alte Schiffe mit Ballast gefüllt und an den entsprechenden Stellen versenkt. Alle diese Schiffe können betaucht werden.

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Erste Eindrücke

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Unterwegs trafen wir dann rein zufällig Anke, d.h. eigentlich hatte sie uns gefunden. Wir waren in einem Lokal zum Mittagessen und ihr fiel das geparkte Gespann mit dem Kennzeichen „WL-....“ auf. Na, ja Winsen-Luhe ist eben überall. Auf der Fahrt konnten wir dann glücklicherweise doch noch tanken, so daß auch unsere Rückreise gesichert war. Die folgende Überfahrt von Scrabster nach Stromness gestaltete sich problemlos. Um ca. 19.30 Uhr legte die Fähre in Stromness an, und wir hatten das Glück, daß unser Boot am gleichen Anleger gegenüber festgemacht hatte. Der Weg war also optimal kurz und der Transport unseres Gepäcks auf das Boot entsprechend einfach.

Unsere Kabine hatte sieben Kojen, fünf mit einer Länge von ca. 1,80m und zwei längere. Die Kabine war im großen und ganzen unsauber, um genau zu sein ziemlich versifft. Es gab so gut wie keine Unterbringungsmöglichkeit für Kleidung, alles war feucht und eng. Der erste Eindruck war verheerend und wir überlegten uns, eine andere Bleibe zu suchen. Der zweite und dritte Eindruck war immer noch verheerend, aber wir entschlossen uns dann doch zu bleiben und zu Hause alles, aber auch alles gut durchzuwaschen. Die Gemein-schaftstoilette und die zwei Duschen waren eng, aber sonst o.k., bis auf die Tatsache, daß eine der Duschen immer defekt war. Man hatte so das Gefühl, sich in Südeuropa zu befinden, oder in Ägypten, obwohl in Ägypten waren die Zimmer sauberer. Die äußerst laute Pumpe für die Toilette befand sich an der Trennwand meiner Koje zum Maschinenraum, und ich habe darum gebeten, nachts über Bord zu pinkeln; schlafen wollte ich schon noch. Im übrigen war es eh egal, alle Abwasser gingen ungeklärt direkt in die See oder den Hafen. Das Boot entsprach also nicht so ganz unseren Vorstellungen.

Nun aber genug genörgelt, der Skipper war gut und das Tauchen, einfach super!

Tagebuch

(Sonntag, vormittags) 17.09.2000

SMS "Brummer"
Erster Tauchgang, zum Eingewöhnen, gute Sicht, wir sind begeistert, der ganze Schiffsrumpf ist bedeckt mit Seesternen, sieht aus, als wenn das Wrack Würmer hat.

(Sonntag, nachmittags) 17.09.2000

SMS "Karlsruhe"
Guter Tauchgang, Sicht gut, Wrack ist aber schon sehr stark verfallen.

(Montag, vormittags) 18.09.2000

SMS "König"
Mäßige Sicht, sonst gut.

(Montag, nachmittags) 18.09.2000

Torpedofangschiff "F2" und Schute "YC21"
Zwei Schiffe nah neben einander, konnte man nicht verfehlen, da zwischen den Wracks ist eine Führungsleine gespannt ist. Sehr guter Tauchgang, gute Sicht, die F2 ist ein englisches Kriegsschiff, die YC21 ist eine Barkasse aus Holz, die auf Grund einer Überladung gesunken ist. Wir sind durch die Barkasse durchgetaucht, fantastisch.

(Dienstag, vormittags) 19.09.2000

SMS "Dresden"
Gute Sicht, Wrack gut erhalten, Jürgens Trockentauchanzug ist kaputt, der Reißverschluß hat sich verabschiedet, Jürgen taucht jetzt halbtrocken / halbnass, naja – er ist eben hart im Nehmen.

(Dienstag, nachmittags) 19.09.2000

Blockschiff (Gobernador)

Janusz muß zum Zahnarzt und fällt für diesen Tauchgang aus, anfangs leichte Strömung, haben den Wasserstillstand zwischen den Tiden sehr gut erwischt, Kompliment an den Skipper, sehr gute Sicht, Wracks stark verfallen, großer Hummer

(Mittwoch) 20.09.2000
Tauchen fällt aus, Sturm, leichter Regen, ungemütliches Wetter, sind den ganzen Tag in Kirkwall, schönes kleines Städtchen, wegen des Wetters fallen sogar die Führungen in den Brennereien aus, wir haben trotzdem die Highland Distille besucht und einige Whiskeys abgestaubt, schmecken sehr gut, in Kirkwall gibt es sogar Palmen, wahrscheinlich eine besondere Art.

(Donnerstag, vormittags) 21.09.2000

SMS "Köln"
Jürgen hat seinen Trockentauchanzug repariert zurück und nun mit einem verstärkten und längerem Reißverschluß. Er sieht glücklich aus, war wohl im Naßtaucher nicht so das Richtige, von wegen....nur die Harten kommen in Garten!!. Gute Sicht, auf ca. 34m ein Seehund, ich mußte mich erst einmal kneifen und noch mal hinsehen um das zu glauben, an der Wasseroberfläche dann ein ganzes Rudel Seehunde.

(Donnerstag, nachmittags) 21.09.2000

Blockschiff (Tarbarka)
Anfangs und nachher starke Strömung aber problemlos, auftauchen mittels Signalboje, Schiff liegt Kieloben, Tauchgang nur im Schiff, einer meiner schönsten Tauchgänge, der Skipper holt alle Taucher ab, Axel konnte leider die Videokamera nicht mitnehmen.

(Freitag, vormittag) 22.09.2000

"James Barry"
Geplant ist heute etwas weiter weg zu fahren. Der Skipper hat die Maschine um ca. 6 Uhr angelassen, habe mich der­maßen erschrocken, daß ich aus der Koje springen wollte, das Ergebnis war ein Hörnchen. Auf der Fahrt zum Wrack, ca. zwei Stunden gischt es immer gut in die Gänge, man kommt einfach nicht trocken zu den Anzügen, der Skipper hat die Türen aufgemacht und verriegelt, normal ist das nicht. Das paßt zu gestern, da lief er drei oder vier mal vom Steuerhaus des Bootes zum Kai immer am propevollen Abfalleimer vorbei ohne ihn mitzunehmen. Wir haben es dann leider auch vergessen, und deshalb liegt der ganze Kram wegen der Dünung nun schön verteilt auf dem Boden. Das Wrack war dunkel, wir haben leider kein Briefing und damit keine Vororientierung. Es hingen jede Menge Mischgastaucher an der Shotline, also in der Menge stören die schon. Alles betrachtet ist es der schlechteste Tauchgang, außerdem befindet sich Öl am Wrack und eines der Tauchboote zieht eine breite Ölspur hinter sich her. Die Anzüge mussen wir mit Spüli reinigen, geht aber sehr gut.

(Freitag, nachmittag) 22.09.2000

Torpedofangschiff "F2" und Schute "YC21"
Schlechte Sicht, müssen hunderte Taucher kurz vor uns dagewesen sein, die Shotline schon beim Abtauchen voller Taucher, beim Auftauchen immer noch viele Taucher, zwei sehe ich die in 9m anscheinend eine Dekopause machen, bei einer Maximaltiefe von 18m läßt so ein Verhalten nicht gerade auf vernünftiges Tauchen schließen.

(Samstag, nachmittag) 23.09.2000

Loch Oich
Der Anhänger wurde wieder ganz ausgeräumt. Wasser wie in Loch Ness, Grund schlammig, ist ein Tauchgang um die Ausrüstungsteile zu spülen, mehr nicht.